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Sie haben uns besucht?!

Im Oktober 2017 wurde vom Pan-STARRS-Telesekop auf Hawai ein Objekt entdeckt, welches durch unser Sonnensystem raste. Der fehlende Schweif (=kein Kommet), die hyperbolische Flugbahn sowie Abweichungen in der selben, welche nicht ausschließlich auf den Einfluß der Gravitation der Sonne zurückgeführt werden kann, stellen die Wissenschaft bis heute vor ein Rätsel. Getauft wurde das Objekt auf den hawaianischen Namen ‚Oumuamua‘, was soviel wie Anführer oder Späher heisst. Das Objekt ist eines der wenigen, je beobachteten Objekte, welche nicht aus unserem, sondern aus einem fremden, interstellaren Sonnensystem stammt.

Avi Loeb, Professor für Astrophysik an der Harvard University, stellt in seinem Buch Außerirdisch: Intelligentes Lebens jenseits unseres Planeten die These auf, dass Oumuamua kein natürliches Objekt gewesen sein könnte. Was sich im ersten Moment nach Science Fiction, Ancient Aliens oder Erich von Däniken anhört, ist vor allen Dingen ein Buch über die Macht und Ohnmacht von Wissenschaft.

Avi Loeb beschreibt im ersten Teil die Anomalien des Objekts und versucht sich an möglichen Erkärungsversuchen. Dabei erfährt man nicht nur den akademischen Werdegang von Loeb und seinen Antrieb sich astrophysischen Problemen zu widmen, sondern auch von seiner Arbeit für das Breakthrough Starshot Projekt des russischen Unternehmers und Investors Juri Borissowitsch Milner. Hierbei erfährt man auch, warum Prof. Loeb es durchaus für möglich hält, das Oumuamua wenn nicht ein ausserirdischer Kundschafter, dann doch zumindest ein Abfallprodukt einer raumfahrenden Spezies sein könnte. Hatten er und das Breakthrough Starshot Projekt doch ein ähnliches Ziel: Viele Mini-Raumschiffe, mit Hilfe sehr starke Laser auf ein Fünftel der Lichtgeschwindigkeit beschleunigen, auf den Weg zu unserer Nachbarsternensystem Alpha Centauri, in den interstellaren Raum zu bringen. Avi Loeb baut dieses Thema mit in sein Buch ein um klar und transparent zu zeigen, dass er natürlich nicht frei von Einflüssen ist.

Spätestens hierbei wird schnell deutlich, dass Prof. Loebs Thesen, auf starken Widerstand in der Wissenschaftsgemeine gestoßen sind. Im Jahr 2019 veröffentlicht ein Wissenschaftlerteam um die junge, neuseeländische Astronomin Michele Bannister, einen Artikel im renomierten Nature Magazin. Darin beschreiben sie natürliche Ursachen als Ursprung der Objektanomalien von Oumuamua. Doch ist dies im normalen Wissenschaftbetrieb nicht ein normales Vorgehen? Verschiedene Thesen werden diskutiert und abgewogen?

Avi Loeb sieht bei der Erforschung von möglichem, außerirdischem Leben, egal ob als interstellares Schrottteil oder als Fossil im Marsgestein, eine generelle Voreingenommenheit im heutigen Wissenschaftsbetrieb. Er argumentiert dabei auch mit Kosten und ihrem Nutzen für die Menschheit. Mit wie wenig Geld könnte man zum Beispiel ein Beobachtungssystem etablieren, welches nach Rückständen von Außerirdischen fahndet. Und wieviel Geld gibt die Experimentelle Teilchenphysik beim Bau immer größerer Beschleuniger aus? Und wäre der Erkenntnisgewinn, dass wir nicht alleine auf unserer blauen Murmel durch die Unendlichkeit des Alls reisen, all dieser Aufwand mehr als wert?

Ein spannendes und wie ich finde, beeindruckendes Buch über moderne Forschung, ihre Vorbehalte und die Möglichkeit, dass wir nicht alleine im Kosmos sind und das wir vielleicht das eine oder andere Mal schon Besuch von etwas außerirdischem bekommen haben, auch wenn dies nur Raumschrott war.