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Tschüss VR, hallo Braincopy

Ready Player Two Cover

Die Fallhöhe kann schon beachtlich sein, wenn man als Erfolgsautor einer Romanfortsetzung, welche bereits von Steven Spielberg erfolgreich verfilmt wurde, abliefern muss. Dennoch bleibt sich Ernest Cline treu und nutzt die drei bekannten und bewerten Zutaten, um den Anschluss an Ready Player One zu schreiben: 

Als erstes ist Ready Player Two ein waschechter Abenteuerroman mit Hack-and-Slay Elementen, bei denen eine Gruppe von Helden auszieht, um ein epochales Rätsel zu lösen, tödliche Gefahren und einen übermächtigen Endgegner zu bezwingen, um damit die Menschheit zu retten. 

Natürlich ist Ready Player Two auch eine düstere Dystopie, bei der es immer noch ein „Die da oben“ und „Die da unten“ gibt. Menschen die in Trailer-Slums, den sogenannten Stacks leben und Menschen die das große Los gezogen haben und sich Serviceroboter und jeden nur erdenklichen Luxus leisten können. Ganz so wie die Welt im Jahre 2021. 

Die dritte, bekannte Zutat sind die 1980er Jahre Reminiszenzen, die zugegeben etwas komisch bei jungen Menschen wirken, die irgendwann in der Mitte oder am Ende des 21. Jahrhunderts leben. 

Doch sind einige der bekannten und vertrauten Themen in Ready Player Two auf den Kopf gestellt. Dank der fürstlichen Gewinne aus dem 1. Teil, sind die Helden jetzt selber die da oben. Mit viel Reichtum und allen nur erdenklichen Privilegien ausgestattet, führen sie die monopolistische Internetfirma Gregarious Simulation Systems (GSS) und müssen als geschäftsführende Gesellschafter auch mach unangenehme Entscheidungen treffen. 

Und statt des väterlichen James Halliday des ersten Teils müssen Wade, Aech, Shoto und Art3mis nun gegen Hallidays Alter Ego Amorok, als böse KI kämpfen.

Technologisch bietet die Welt von Ready Player Two alles, was das Nerd-Herz begehrt. Statt der bekannten Virtual Reality Metaphern, können sich die Protagonisten mit der OASIS nun direkt über eine Gehirnschnittstelle mit Hilfe eines so genannten ONI-Headsets verbinden. Dieses neural interface ermöglicht nicht nur die direkte Interaktion, sondern ermöglichst auch, seine Erlebnisse in der OASIS, egal welcher Art, aufzuzeichnen und in Form von .oni-Dateien für andere ONI-Userns zur Verfügung zu stellen. Diese erleben die Aufnahmen, als ob sie diese selbst erlebt hätten, nur aus der Perspektive des Aufzeichners.

Erzählerisch fällt es Ernst Cline stellenweise schwer, die verschiedenen Handlungsstränge und Gruppen inkl. Ihres Gefühlslebens sauber durch die Geschichte zu steuern. Neben den High-Five gibt es jetzt auch noch die L0w-Five und natürlich noch die Dreiecksbeziehung zwischen den Gründern von GSS, Kira und Og Morrow sowie James Hallidays.

Auch wirken die Planeten mit den einzelnen 80er Jahre-Quests schon so ausgesucht, als das man diese ohne größere rechtliche Diskussionen, in einem 2. Film benutzen könnte. Neben der Welt von John Huges (L.I.S.A. – Der helle Wahnsinn, Pretty in Pink, Ferris macht blau, The Breakfast Club etc.), einem Planeten im Stile von The Artist formerly known as Price und einem im Stile von Tolkiens, nein, nicht Herr der Ringe, sondern Silmarillion.

Auf all diesen Welten müssen unsere tapferen Helden, ganz im Stile eines großen Dungeons & Dragons Abenteuer, gegen die verschiedensten Schurken, Bösewichte und Monster antreten, um in den Besitz der sieben Scherben der Sirene zu gelangen. Was es damit auf sich hat, sei an dieser Stelle nicht verraten. Doch es geht, wie bei jedem Abenteuer auch immer um das Letzte und Große und Ganze. 

Zum Beispiel auch darum, was man mit der eigenen Sicherheitskopie in der Cloud so alles erstellen könnte. Also wenn man damit gewissermaßen Unsterblichkeit  erlangen würde. Und dazu fällt Ernest Cline dann eigentlich nur noch ein, dass man mit dieser digitalen Unsterblichkeit doch zu den Sternen aufbrechen könnte. 

Nach zehn Jahren des Wartens hätte man sich ein wenig mehr Utopie vom Autor gewünscht. Aber damit hätte er sich eine mögliche Option für einen dritten Teil von Ready Player verbaut. Trotz aller Längen, sicherlich guter Fan Support aber längst nicht so innovativ wie der 1. Teil.